Die Allgäustadt Wangen war drei Tage lang, vom 07.06. bis 09.06.2024, Gastgeber für Tausende Trachtenträger. Es kamen 127 Trachtenvereine aus ganz Deutschland und unser kleiner Verein repräsentierte als einzige Trachtengruppe unser Bundesland Sachsen-Anhalt. Darauf können wir sehr stolz sein. Die sehr weite An- und Abreise, bis fast zum Bodensee, nahmen wir gern in Kauf. Die feierliche Eröffnung fand am Freitagnachmittag auf der Bühne am Marktplatz der Stadt Wangen durch den Oberbürgermeister Herrn Michael Lang statt, welcher uns auch persönlich begrüßte.
Am Freitagabend begann auf der großen Kulturbühne der Baden-Württemberg-Abend. In drei Stunden führte eine Deutschlandreise die Zuschauer durch Landschaften, die bestimmt waren durch die Liebe zur Tradition und dem Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium des Inneren und für Heimat, die nach eigenem Bekunden seit 50 Jahren Tracht trägt, nannte die Tracht „mehr als nur eine Kleidung“, attestierte den Dialekten „die Förderung von Identität“ und war sich sicher, dass „Heimat“ ein wichtiger Faktor für die Gesellschaft ist. Nachdem Gunter Dlabal eine Grußadresse des verhinderten Präsidenten des Deutschen Trachtenverbandes, Knut Kreuch,der wegen der Stichwahl für eine weitere Amtszeit als Oberbürgermeister von Gotha nicht nach Wangen kommen konnte, verlesen hatte, welche an die Gastgeber der „schönsten Region Baden-Württembergs“ und ihre „einzigartige Gastfreundschaft“ gerichtet war, zeigte sich Oberbürgermeister Michael Lang „gefangen von so viel Schönem“. Die Auszeichnung des Verbandes mit dem Titel „Wangen im Allgäu - Deutsche Trachtenstadt 2024“ war für ihn das Sahnehäubchen obenauf.
Der Samstag bot für alle Teilnehmer die Gelegenheit die zahlreichen Bühnenprogramme in der wunderschönen Altstadt Wangen oder das Gelände der Landesgartenschau zu besuchen. So begeisterten am Samstag in der Altstadt und auf dem LGS-Areal Trachtengruppen auf sieben Bühnen in über 100 Darbietungen mit ihrem Tanz und der Präsentation der von ihnen oftmals schon seit Generationen überlieferten Ausstattung. Auch wir probten nochmals unsere für Samstagabend geplanten Tanzauftritte,
welche wir im Rahmen der Vorstellung des Mitteldeutschen Heimat- und Trachtenverbandes, gemeinsam mit weiteren Trachtlern des Verbandes, darboten. Die Stimmung und Begeisterung der zahlreichen Zuschauer war einfach toll und das Wetter spielte zum Glück auch wunderbar mit.
Mit dem Sonntag kam zweifellos der Höhepunkt der Veranstaltung. Der Himmel hatte die Gebete erhört und bewahrte sich die Regentropfen für später auf, entlang des Umzugsweges standen die Menschen dicht an dicht und zückten ihre Smartphones. Auf der Tribüne winkte neben OB Michael Lang auch Marion Gentges, Ministerin des Landes für Justiz und Migration, den Vorbeiziehenden zu. Der zweite Vizepräsident des Deutschen Trachtenverbandes, Heinz Müller aus Niedersachsen, hatte mit seiner Begleiterin die Moderation übernommen. 121 Gruppierungen, 3500 Trachtenträger und 350 Musikanten sind für einen solchen Umzug überaus stolze Zahlen. Was aber noch mehr zählte, das waren die vielen festlich gestimmten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ihr Winken, ihre Rufe und Juchzer und vor allem Dingen ihre Trachten. Man konnte sich nicht satt sehen an der Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Gewänder, ihrer je nach Anlass ausgeführten Gestaltung, an ihrem schmückenden Beiwerk, an Hüten, Hauben und Bändern. Auch unsere Darstellung zum Festumzug mit der tollen Fahne, dem Erntekranz mit den von Frauen gehaltenen bunten Bändern und die paarweise gehaltenen Blumenkränze wurden beklatscht und bejubelt. Dies war für alle Teilnehmer in unserem Verein Motivation und Bestätigung für die jahrzehntelange Vereinsarbeit.
Dem Deutschen Trachtenverband, der Stadt Wangen und auch der Landesgartenschau sind bemerkenswerte Tage für Augen, Ohren und Gemüt gelungen. Es war ein Fest, wie man es sich nur wünschen kann. An drei Tagen gestalteten sich die Wangener Altstadt und das Gelände der Landesgartenschau bunt, fröhlich und voller schöner Begegnungen. Oberbürgermeister Michael Lang brachte das Deutsche Trachtenfest zusammenfassend auf den Punkt. Wörtlich sagte er: „Gemeinschaft und Freundschaft erleben, das tut gut.“ Damit solche kleinen Vereine wie wir, als exotische Trachtengruppe in unserer Region, überhaupt an solchen Ereignissen teilnehmen können, bedarf es Unterstützung und Rückenhalt aus der Heimatregion. Dafür möchten wir uns insbesondere beim Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der Stadt Zörbig sowie allen Mitgliedern der beschließenden Ausschüsse bedanken, welche es uns überhaupt erst ermöglicht haben. Ohne deren Mithilfe wäre eine solche Maßnahme in dieser Dimension für unseren Verein unmöglich. Nicht zuletzt sind wir aber auch ein Repräsentant aus unserer Heimatregion, denn Sachsen-Anhalt ist in dieser südlichsten Region Deutschlands, mussten wir feststellen, doch noch ziemlich unbekannt.
Klaus Pahl - Vorstandsmitglied